13.05.2012 - Die Melonen-Krise

Freitag, 18. Mai 2012 0 Kommentare


Ein handgeschriebenes "Schriftstück", adressiert an meine beiden Melonen-Team-Kollegen, mit einer nicht ganz verständlichen Zeichnung verziert, liegt einem Notizzettel gleich neben allerlei anderem Müll auf dem Tisch im "Wohnzimmer" des WWOOFer Hauses. Noch etwas verträumt ahne ich nicht, dass sich dahinter tatsächlich eine tiefere Bedeutung verbirgt, welche sich im Laufe des Tages zur Melonen-Krise aufwallen wird.

Beim morgendlichen Treff auf dem Hof, ist der Chef heute nicht anwesend. Das Meron-Chîmu begibt sich auf den Weg. Ich denke immernoch an nichts böses, da entdecke ich besagten Zettel hinter der Frontscheibe. So langsam setzt sich das Puzzle zusammen. Nun fällt mir auch auf, dass der Rest des Teams ungewohnt schweigsam ist. Schließlich halten wir auch noch an dem Feld an, welches gerade vom "Shachou" beackert, beziehungsweise "entkohlt", wird.

Nach dem ersten Wortwechsel und etwas wirschem Rumgetippe auf der mitgebrachten Zeichnung, wird mir schnell klar, dass wir wohl irgendwas ziemlich falsch gemacht haben. Honigmelonen sind ja in Deutschland nicht gerade billig und auch hier habe ich aus einigen Wortfetzen schon vor einer Weile entnehmen können, dass die von uns bearbeiteten Früchte für den Hof eine größere Bedeutung haben, sprich wahrscheinlich ordentlich Kohle reinbringen.

So eine Melonenpflanze zieht man immer mit lediglich zwei Strängen groß. Alles andere, was noch aus der stammähnlichen "Mitte" erwächst, wird platt gemacht. Soweit war alles noch ok. Nach den Erklärungen meiner Team-Kollegen sollten wir nun an beiden Strängen lediglich die großen Blätter stehen lassen und alles andere, Blüten, kleinere Blätter und knollenähnliche Gebilde, großzügig entfernen. Lediglich die letzten 5 bis 10 Zentimeter eines Stranges sollte ich nicht anfassen. Dann waren von der Mitte aus sieben große Blätter abzuzählen und an genau dieser Stelle jeder Strang mit einem Metall-Pin zu fixieren.

In einem für mich etwas unverständlichen Vertrauen, hat der Shachou die beiden und schließlich auch mich tagelang ohne Kontrolle arbeiten lassen und erst am Tag unseres "Kisarazu-Ausflugs" mal einen Blick auf die Pflanzen geworfen. Dabei ist ihm aufgefallen, dass alle Pflanzen seltsam lang sind und keine einzige Melonenfrucht tragen! Zum Glück waren wir an diesem Tag nicht da, sondern hatten erst Kontakt, als der Ärger über eine Nacht schon etwas verraucht war.

Schließlich stellt sich heraus, dass das oben erwähnte "Abzählen der großen Blätter bis 7" zum einen tatsächlich für die Metall-Pins gedacht ist, aber noch viel wichtiger ist diese 7 der "Stopp-Punkt", ab welchem man eben nichts mehr entfernen soll. Denn darüber sollen dann schön mehrere Melonen an einem Strang wachsen.

Letzteres ist besonders witzig, da mir vom Team erklärt wurde, dass nur die oberste Spitze der Stränge wichtig ist, da dort die Melone rauswächst.

Alles ein riesiges Missverständnis. Und letztlich einigt man sich schließlich darauf, dass auch der Shachou selbst durch mangelnde Erklärung und fehlende Kontrolle einen gehörigen Beitrag zur Melonen-Krise beigetragen hat.
Trotz allem fällt mir etwas vielleicht? typisch Japanisches in der Reaktion des Chefs auf die Krise auf. Doch dazu später mehr.

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