13:45 Uhr. Mit gemütlichem Schritt
kommt Ryousan auch endlich zum Auto getrottet. Ich kann sowieso
nichts an der Situation ändern also ärger ich mich erst gar nicht,
sondern hoffe nur, dass wir rechtzeitig ankommen. Mit zwei Autos und
allen Einwohnern des Eco-Villages, also komplette Familie, Gäste und
WWOOFer, geht es schließlich los.
Wir kommen sogar kurz vor 14:00 Uhr an,
das Boarding ist schon in vollem Gange. Ich muss noch mein Ticket vom
Vormittag in ein Boarding-Ticket umtauschen und wieder Schreibkram
ausfüllen. Kim-san, der 25-jährige WWOOFer, assistiert mir
freundlicherweise in dem ganzen Trubel und gibt Acht auf mein Gepäck.
Nachdem ich alles erledigt habe, stürme ich gleich zur immer kürzer
werdenden, das Schiff enternden, Warteschlange. Von der Familie weit
und breit keine Spur. Ist mir aber jetzt gerade auch egal, ich will
nur noch die absolute Sicherheit hier wegzukommen, und die
gibts nur auf dem Schiff. Kurz bevor ich die Fähre betrete, steht
Ryousan dann doch plötzlich noch neben mir und schüttelt mir die
Hand.
Die Reling ist bestückt mit hunderten
Teenagern und in zweiter Reihe sieht man leider nicht so gut. Aber
ich erkenne dennoch, dass eine Menge Inselbewohner zur Verabschiedung
der Gäste gekommen sind. Sogar eine riesige Trommel ist aufgebaut.
Viele der Gäste, inklusive mir, sind mit geflochtenen Blumen-Kränzen
geschmückt. Dann geht's los, die Trommeln ertönen, der Kahn legt
ab.
Sobald das Schiff etwas Fahrt aufgenommen hat, beginnt die Abschiedsbegleitung durch eine Menge großer und kleiner Motorboote, welche von den Teenies hysterisch bejubelt werden, erst recht als manch einer sich des T-Shirts entledigt und prominent ins türkis-blaue Wasser hüpft.
Mein ungewollter Klassenaufstieg hat
natürlich auch seine Vorteile. Denn 25,5 Stunden Fahrt lassen sich
in einem klimatisiertem Raum mit eigener Doppelstock-Bett-Koje,
welche auch noch über Vorhänge verdunkel- und privatisierbar ist,
sehr gut aushalten.
Mein Reich auf der Rückfahrt |
Zu Nahrungsaufnahme- und
Laptop-Batterie-Aufladungs-Zwecken begebe ich mich jedoch recht bald
wieder in öffentliche Bereiche. Nach nicht mal 5 Minuten kommt schon
der erste Bekannte um die Ecke. Ein ehemaliger Bewohner des Pelan
Eco-Village, den ich am ersten Tag am Strand und am letzten Abend zu
Kim-sans Verabschiedung getroffen hatte.
Nach diesem ersten Gespräch will ich
mich eigentlich auf ein paar Blog-Einträge konzentrieren, da werde
ich jedoch schon wieder angesprochen. Der junge Herr mit Basecap
neben mir. Ich kenn ihn nicht, aber er scheint mich zu kennen. Ach
wir sind im selben Zimmer? Na das isn Ding! Etwas über 30, Frau,
Tochter, Schiffsmotor-Mechaniker und wird von seiner Firma als
seltener Profi in ganz Japan rumgeschickt. Eben auch in diese weit
entfernten Gegenden. Netter Dude, nettes Gespräch.
Nun endlich kann ich mich auf den
Schreibkram konzentrieren. Allerdings wieder nur etwa 5 Minuten.
Da stehen plötzlich die Party-Opis neben mir. (Hatte ich eigentlich
erwähnt, dass sie mich am Sonntag sogar im Eco-Village besucht
hatten?? Das war ne Überraschung. Verrückte Typen, aber angenehm
verrückt!) Ich hab noch nicht mal "Hallo" gesagt, da bekomme ich schon eine Heineken-Dose in der Hand gedrückt. Mein Lieblings-Bier, wie ich erfahre. Ich soll mit aufs C-Deck
kommen, dort zelebrieren sie gerade wieder eine ihrer
berühmt-berüchtigten Privat-Parties im öffentlichen Raum. Ok, ich
geb mich geschlagen, Laptop zu, Bier auf!
Bei Apfelstrudel, der mir beharrlich
als deutscher Baumkuchen prästentiert wird, anderen Snacks und Bier
lerne ich auch noch eine kleine Firmen-Reisegruppe kennen, die
zusammen mit den Party-Opis im selben Hotel übernachtet hatte. Wie
der Zufall so will, kommen sie aus Hokkaido, meinem nächsten
WWOOF-Ziel. Der Abend wird erwartungsgemäß recht nett und ein wenig
laut. Als die ersten anderen Gäste uns zu später Stunde unmissverständlich böse anschauen, beschließe ich, es für heute gut sein zu lassen
und schaukle schließlich in meiner Koje in einen klimatisierten
erholsamen Schlaf.
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