Haus vom Chef |
Wetter: | ★★☆ |
---|---|
Körper: | ★☆☆ |
Psyche: | ★☆☆ |
Erlebnisse: | ★★☆ |
Der Tag des Abschieds von meiner
besseren Hälfte. Wir begleiten sie alle zusammen noch zur U-Bahn.
Danach habe ich selbst noch 4h komfortables Dasein vor mir.
Nach fast 2 Wochen Urlaub beginnt nun
der Ernst des Projekts und damit auch meine erste wirkliche
Herausforderung: Allein zum WWOOF-Host in Miura (Kanagawa-Präfektur)
finden.
Kurz vor Ankunft - Blick aufs Meer |
Erstaunlicherweise gelingt das, dank
vorheriger intensiver Internet-Recherche, ganz gut. Zumindest bis zu
meiner Bushaltestelle. Ab da geht es mit ausgedruckter Karte
bewaffnet zu Fuß weiter. Schwer beladen mit meinem ganzen Gepäck,
kämpfe ich mich durch enge, fußwegfreie und damit in meinen Augen
ziemlich gefährliche Straßen. Nach mehreren Orientierungspausen
gelange ich nach vielleicht 30 Minuten tatsächlich zum Ziel.
Erstaunlicherweise, wissen die
Anwesenden zwar, dass ich komme, aber nicht, dass es bereits heute
soweit ist.
Ich werde dennoch mit Mittagessen
versorgt. Es ist mittlerweile schon 14:30 Uhr. Ich erfahre auch, dass
noch 4 weitere WWOOFer aktuell auf der Farm arbeiten. Eher schlecht,
da die Wahrscheinlichkeit steigt, dass mehr als ich möchte Englisch
gesprochen wird.
Der Sohn des Farm-Besitzers fährt mich
in mein neues Zuhause.
WWOOFer Haus |
Dort wird mir dann ziemlich schnell klar wo ich eigentlich bin und worauf ich mich eingelassen habe. Eine FARM! LANDLEBEN! Alles ist "etwas" schmutzig und "mein Zimmer" steht quasi vor Dreck. Der Sohn ist aber selber über den eher schlechten Zustand erstaunt und entschuldigt sich mehrmals. Staubsauger steht aber gleich mit im Zimmer. Also besteht meine erste Amtshandlung in einer gröberen Reinigung. Futon ist zwar da, aber keine Bezüge. Kissen auf dem Stuhl ist deutlich vom Arschschweiß vieler WWOOFer-Generationen vor mir gezeichnet. Staubschicht auf dem Schreibtisch: gefühlte 2 Zentimeter. Außerdem ist mein Zimmer nicht im "WWOOFer Haus", sondern in einer Art größerem Schuppen und dort im zweiten Stock. Die Treppe nach oben mit den Lichtschaltern ist genau auf der anderen Seite des Raumes und an meinem Zimmer ist von Lichtschaltern keine Spur, so dass ich schonmal froh bin, dass ich von meinem Management zum Kauf einer Taschenlampe getrieben wurde.
Trotz mentaler Vorbereitung auf das
Projekt und was so alles kommen könnte, ist es eventuell auch der
angehäufte Schlafmangel, der mich nach diesem kleinen Schock zu
ersten ernsthafen Zweifeln verleitet, ob ich noch Bock auf "sowas"
habe. Bin ich schon zu alt? Habe ich mich schon zu sehr an die
Annehmlichkeiten der arbeitenden Stadtbevölkerung gewöhnt?
Nach der Rückkehr der anderen heute
Überstunden schiebenden WWOOFer und gemeinsamem Essen im großen
Wohnzimmer im WWOOFer-Haus, geht's mir allerdings schon viel besser.
Die Futon-Bezüge kann ich auch noch organisieren. Zuguterletzt kommt
der heute – seltenerweise - den ganzen Tag abwesende Farm-Chef
"Shachou" (japanisch in etwa "Firmenchef") auch
noch, bringt Sushi und Bier mit, und die Stimmung bessert sich
nochmal ein Stück.
Da ich dann doch erst gegen 1 Uhr ins Bett komme und der Wecker auf 6 Uhr steht, graut mir ein wenig vor dem wahrscheinlich arbeitsreichen nächsten Tag.
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