Ein handgeschriebenes "Schriftstück",
adressiert an meine beiden Melonen-Team-Kollegen, mit einer nicht
ganz verständlichen Zeichnung verziert, liegt einem Notizzettel
gleich neben allerlei anderem Müll auf dem Tisch im "Wohnzimmer"
des WWOOFer Hauses. Noch etwas verträumt ahne ich nicht, dass sich
dahinter tatsächlich eine tiefere Bedeutung verbirgt, welche sich im
Laufe des Tages zur Melonen-Krise aufwallen wird.
Beim morgendlichen Treff auf dem Hof,
ist der Chef heute nicht anwesend. Das Meron-Chîmu begibt sich auf
den Weg. Ich denke immernoch an nichts böses, da entdecke ich
besagten Zettel hinter der Frontscheibe. So langsam setzt sich das
Puzzle zusammen. Nun fällt mir auch auf, dass der Rest des Teams
ungewohnt schweigsam ist. Schließlich halten wir auch noch an dem
Feld an, welches gerade vom "Shachou" beackert,
beziehungsweise "entkohlt", wird.
Nach dem ersten Wortwechsel und etwas
wirschem Rumgetippe auf der mitgebrachten Zeichnung, wird mir schnell
klar, dass wir wohl irgendwas ziemlich falsch gemacht haben.
Honigmelonen sind ja in Deutschland nicht gerade billig und
auch hier habe ich aus einigen Wortfetzen schon vor einer Weile
entnehmen können, dass die von uns bearbeiteten Früchte für den
Hof eine größere Bedeutung haben, sprich wahrscheinlich ordentlich
Kohle reinbringen.
So eine Melonenpflanze zieht man immer
mit lediglich zwei Strängen groß. Alles andere, was noch aus der
stammähnlichen "Mitte" erwächst, wird platt gemacht.
Soweit war alles noch ok. Nach den Erklärungen meiner Team-Kollegen
sollten wir nun an beiden Strängen lediglich die großen Blätter
stehen lassen und alles andere, Blüten, kleinere Blätter und
knollenähnliche Gebilde, großzügig entfernen. Lediglich die
letzten 5 bis 10 Zentimeter eines Stranges sollte ich nicht anfassen.
Dann waren von der Mitte aus sieben große Blätter abzuzählen und
an genau dieser Stelle jeder Strang mit einem Metall-Pin zu fixieren.
In einem für mich etwas
unverständlichen Vertrauen, hat der Shachou die beiden und
schließlich auch mich tagelang ohne Kontrolle arbeiten lassen und
erst am Tag unseres "Kisarazu-Ausflugs" mal einen
Blick auf die Pflanzen geworfen. Dabei ist ihm aufgefallen, dass alle
Pflanzen seltsam lang sind und keine einzige Melonenfrucht tragen!
Zum Glück waren wir an diesem Tag nicht da, sondern hatten erst
Kontakt, als der Ärger über eine Nacht schon etwas verraucht war.
Schließlich stellt sich heraus, dass
das oben erwähnte "Abzählen der großen Blätter bis 7"
zum einen tatsächlich für die Metall-Pins gedacht ist, aber noch
viel wichtiger ist diese 7 der "Stopp-Punkt", ab welchem man eben nichts mehr entfernen soll. Denn darüber sollen dann
schön mehrere Melonen an einem Strang wachsen.
Letzteres ist besonders witzig, da mir
vom Team erklärt wurde, dass nur die oberste Spitze der Stränge
wichtig ist, da dort die Melone rauswächst.
Alles ein riesiges Missverständnis.
Und letztlich einigt man sich schließlich darauf, dass auch der
Shachou selbst durch mangelnde Erklärung und fehlende Kontrolle
einen gehörigen Beitrag zur Melonen-Krise beigetragen hat.
Trotz allem fällt mir etwas
vielleicht? typisch Japanisches in der Reaktion des Chefs auf die
Krise auf. Doch dazu später mehr.
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