Ein Jahr WWOOFen in Japan. Dieser Plan
ist für mich nicht nur ein Abschied von geliebten Menschen, Heimat
und der illusionären Sicherheit eines konventionellen
Arbeitsverhältnisses. Es ist auch ein Abschied von mir selbst.
Dieser spezielle Abschied beginnt schon
weit vor dem eigentlichen Betreten des Fliegers. Er umfasst
Materielles und Immaterielles, erinnerungsschwere Kleingegenstände
und überkommene Vorstellungen, prägende Briefwechsel und
verschwommenes Sehnen nach einer scheinbar einfacheren Zeit,
Kleidungsstücke denen vergangene Passionen anhaften und infantile
Wünsche.
Die vergangenen Wochen waren eine Zeit
des Loslassens. Bezüglich des materiellen Teils, waren sie eine
Reduzierung meines Besitzstandes auf das Nötigste. meine gefüllte
Reisetasche und meinen Rucksack. Verkaufen, Verschenken, Wegwerfen.
Jedes Stück, was gehen musste, war verbunden mit einem seltsamen
Kribbeln in der Magengegend, mit einer gewissen Unsicherheit, ob das
jetzt der richtige Weg ist.
Werde ich es später bereuen?
Wird meine Erinnerung nicht leiden, wenn sie nicht mehr mit der Fühlbarkeit eines Gegenstands untermalt werden kann?
Werden die Geschichten, die ich meinen Kindern erzählen werde, nicht weniger farblos sein, ohne diese Anschauungsstücke meiner Geschichte?
Werde ich es später bereuen?
Wird meine Erinnerung nicht leiden, wenn sie nicht mehr mit der Fühlbarkeit eines Gegenstands untermalt werden kann?
Werden die Geschichten, die ich meinen Kindern erzählen werde, nicht weniger farblos sein, ohne diese Anschauungsstücke meiner Geschichte?
Keine dieser Fragen kann ich mit
Sicherheit beantworten.
Aber!
- Ich nehme mir vor, nichts zu bereuen.
- Die niedrige Frequenz, mit der ich unter Einbeziehung dieser Gegenstände in Erinnerungen schwelgte, der fragliche Sinn eines solchen Gehenlassens in Vergangenem und meine bisherige Erfahrung neutralisieren auch die zweite Frage.
- Bei der dritten Frage bin ich mir am unsichersten. Da die emotionale Bindung zu diesen Gegenständen und damit die "Intensität" von Geschichten aber vornehmlich oder ausschließlich von einem selbst gefühlt wird, muss man sich hier wohl auch keine Sorgen machen.
Unabhängig von diesen Überlegungen
folgte dem kurzen Trennungsschmerz zumeist ein Gefühl von Befreiung
und Unabhängigkeit, von Flexibilität und Klarheit.
Ganz so rational, wie ich mir wünsche
zu sein, war ich dann aber doch nicht. Als Trick und Hintertürchen
habe ich die für mich wichtigsten "Monumente" meiner
eigenen Geschichte (digital-)fotografiert und mir ein "Album der
Erinnerungen" auf meinem Rechner angelegt.
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