Großprojekte wie ein Auslandsjahr, ein
Studium, eine neue Sprache, die Selbstständigkeit oder das Schreiben
eines Buches sind für viele Menschen angst-einflößend. Die schiere
Anzahl notwendiger Vorbereitungen, unbekannter Variablen, möglicher
Wege und unbeschrittener Pfade öffnet, mit dem ersten Gedanken
daran, die Pforten dunkler innerer Mächte. Zweifel, Angst und Sorgen
sind nur drei dieser Ungetüme, welche sich lähmend am eigenen
Tatendrang erlaben. Man kann förmlich zuschauen wie sich auf dem
jungfräulichen weißen Blatt der Projektidee von allen Seiten die
Aufgaben, Institutionen, Zeiten, Ausgaben und vieles mehr in
ungeordneter Weise niederlassen. Langsam aber sicher verschwimmt das
ganze in ein nicht mehr zu entzifferndes Gekrakel, in ein Gewirr von
Zahlen und Buchstaben, welches sich jedoch genauso plötzlich mit
einem großen Knall auflöst und eine paralysierende Leere
zurücklässt. Das Projekt ist tot!
Soweit darf es nicht kommen! Es ist
Zeit in die Schlacht zu ziehen! Das Projekt darf nicht sterben!
Das
Leben ist zu kurz für kampflose Niederlagen!
Wie kann man
dieses Ringen mit den inneren Gegenspielern gewinnen?
Ein möglicher Weg
ist Krieg! Guerilla Krieg!
Werde zum
Feldherren, zum kühnen Strategen am Reißbrett. Kämpfe unfair,
bestimme die Regeln, tarne Dich, stoße blitzschnell in die
verwundbarste Stelle und zieh Dich zurück.
Deine erste
Maßnahme besteht in der Analyse des Gegners. Dessen Macht ist direkt
proportional zur Größe des Projekts. Also zerlege es in
Teilprojekte, diese wiederum in Teilbereiche und wiederhole das Ganze
bis Du bei den elementarsten Bausteinen angelangt bist.
So werden aus dem
Projekt „Japan“ die Teilprojekte
- „Vorbereitung in Deutschland“,
- „Abflug und Ankunft“ und
- „Projektdurchführung im Inland“.
Die „Vorbereitung in Deutschland“ wiederum zerfällt
widerstandslos in die Bereiche
- „Wohnung“,
- „Arbeit“,
- „Visum“,
- „Besitztümer“
- und einiges mehr.
Nach mehreren weiteren
Iterationen gelangt man dann zu geradezu niedlichen Aufgaben wie „bei
WWOOF anmelden“, „Bücher auf Amazon einstellen“, „gute
Backpacking Rucksäcke recherchieren“, „Backpacking Rucksack
kaufen“, „Flugtickets recherchieren“, „Fluggesellschaften
ausschließen“, „Flugticket kaufen“, um nur eine kleine Auswahl
zu nennen.
Das einst
übermächtige Projekt liegt nun in feinste Häppchen zerlegt vor Dir
auf dem Seziertisch.
Jetzt wird’s
schmutzig!
Jede Schlacht wird
einzeln geführt. Eins gegen Eins. Du gegen eine der winzigen,
geradezu niedlichen Einheiten des Gegners. Und Du wirst alle
Schlachten gewinnen! Du bestimmst die Regeln, Du kämpfst unfair, Du
trittst nach, spuckst, kratzt, legst Fallen und Hinterhalte. Der
Jäger wird zum Gejagten. Den ursprünglichen übermächtigen Gegner
hast Du längst aus den Augen verloren. Er ist auch nicht mehr
wichtig. Du bist viel zu sehr mit Gewinnen beschäftigt.
Nach ein paar
Tagen und Wochen beugst Du Dich erneut über das Reißbrett und bist
überrascht, wie übersichtlich doch alles geworden ist. Es wird Zeit
ein paar Deadlines zu aktualisieren und eventuell nachrückende
Truppen des Gegners gebührend analytisch zu empfangen.
Wir lieben es zu
gewinnen, wir lieben Erfolgserlebnisse. Selbst wenn man das
ursprüngliche Ziel nicht, nur zum Teil oder anders als gedacht
erreicht, so ist auch bei dieser Technik der Weg das Ziel und man
wird zufriedener, gestärkt und selbstbewusster aus solch einem Kampf
hervorgehen.
Möge die Macht
mit Euch sein!
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